Einblicke in den Prozess der Gestaltung von AMCs

Raphael Haldner
Blogbeiträge

Actively Managed Certificates (AMCs) haben sich zu einem bedeutenden Bestandteil des europäischen Finanzmarktes entwickelt. Als strukturierte Produkte, rechtlich als Schuldverschreibungen klassifiziert, bergen sie für den Investor ein entsprechendes Gegenparteienrisiko, vergleichbar mit anderen strukturierten Finanzprodukten. AMCs werden in Form von Wertpapieren verbrieft, die den jeweiligen Inhaber das Recht auf Geldrückzahlung oder Lieferung eines Basiswertes geben. Durch den Erwerb wird der Investor somit zum Gläubiger des Emittenten und begibt sich in eine Abhängigkeit im Hinblick auf die Art und Höhe der Rückzahlung, die von verschiedenen Parametern abhängig ist.

Zusätzlich zu diesem Gegenparteienrisiko können AMCs auch Liquiditätsrisiken aufweisen. Während der Laufzeit sind die Zertifikate grundsätzlich nicht verpflichtend durch den Emittenten zurückzunehmen, was bedeutet, dass die Möglichkeit der Liquidierung im Einzelfall und je nach Ausgestaltung des Angebots vorzeitig eingeschränkt sein kann.


Trotz dieser Risiken werden AMCs aufgrund ihres einzigartigen Charakters und ihrer Vielseitigkeit oft als äusserst attraktive Alternative zu herkömmlichen Fonds betrachtet. AMCs ermöglichen Investmentmanagern, auch bei kleinerem Investitionsvolumen einen Track-Record ihrer Anlagestrategien zu erbringen, ohne direkt einen Fonds aufzulegen.


Es ist daher von entscheidender Bedeutung, bei der Strukturierung sorgfältig zu agieren und wichtige Themen wie das Gegenparteienrisiko mit geeigneten Massnahmen zu reduzieren bzw. ganz zu eliminieren. Wichtig ist, passende Partner bzw. Funktionäre zu gewinnen, um den Investoren maximalen Komfort und grösstmögliche Sicherheit zu bieten und so den Erfolg der Platzierung zu sichern.

Zusammenspiel der Funktionäre

Ein reibungsloser und erfolgreicher Ablauf erfordert ein gut koordiniertes Team aus Schlüsselpersonen, die ähnlich einem Orchester perfekt zusammenarbeiten. Der Administrator übernimmt die rechtliche Vertretung der Emittentin und gewährleistet die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften. Der Bankpartner spielt eine zentrale Rolle bei der Ausgabe und Rücknahme der Notes, der Verwahrung der Vermögenswerte sowie den Handelstätigkeiten, die mit der Umsetzung der Anlagestrategie einhergehen. Ein Collateral-Agent ist dafür verantwortlich, dass Anleger ihre Ansprüche jederzeit gegenüber der Emittentin durchsetzen können, selbst im Falle einer Insolvenz. Zudem gewährleistet ein Auditor die Integrität des Prozesses durch regelmässige Prüfung der Bücher. Nur durch das harmonische Zusammenspiel dieser Schlüsselakteure kann eine Emittentin den Anforderungen einer immer anspruchsvolleren Anlegerschaft gerecht werden.

Produktkonzeption und Strukturierung

Die Produktkonzeption und -strukturierung von AMCs erfordert einen bedeutenden Beitrag des Investmentmanagers, der sowohl die Anlagestrategie als auch die Ziele festlegt. Dabei werden flexible, jedoch risikobewusste Ansätze verfolgt, die Marktanalysen, die Definition von Zielgruppen, die Festlegung von Produktmerkmalen sowie die Abwägung rechtlicher Rahmenbedingungen und Risiken umfassen. Die Entwicklung von Marketing- und Vertriebsstrategien vervollständigt diesen Prozess. Sorgfältige Planung ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass das Finanzprodukt den Marktbedürfnissen entspricht und den Anlegern gerecht wird. Diese Schritte werden in der Regel in Zusammenarbeit mit einem Finanzinstitut durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Umsetzung regulatorisch konform ist und den Bedürfnissen sowie Anforderungen des Zielmarktes entspricht.

Marketing- und Vertriebsstrategie

Die Marketing- und Vertriebsstrategie ist entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg. Eine effektive Marketingstrategie zielt darauf ab, den AMC optimal im Markt zu positionieren und seine Alleinstellungsmerkmale herauszustellen. Dazu gehört die gezielte Ansprache der Zielgruppen, um ihre Bedürfnisse und Präferenzen zu verstehen und das Produkt entsprechend anzupassen. Die Auswahl geeigneter Vertriebskanäle, sei es über Banken, Finanzberater oder digitale Plattformen, ist ebenso wichtig, um eine maximale Reichweite und Marktdurchdringung zu erzielen.


Ein wesentlicher Schritt für die Durchführung eines öffentlichen Angebots von AMCs ist die Erstellung und Billigung eines Wertpapierprospekts. Liechtenstein als Mitgliedsstaat des EWR bietet hierbei eine äusserst attraktive Option. Dies liegt nicht zuletzt an der effizienten Finanzmarktaufsicht (FMA), die in den letzten Jahren zahlreiche Anträge von Wertpapierprospekten geprüft und gebilligt hat, wodurch sie über umfassende praktische Erfahrung in diesem Prozess verfügt. Die Emittentin muss dabei nicht zwangsläufig ihren Sitz in Liechtenstein oder der EU haben. Durch die Billigung in Liechtenstein kann jedoch ein Passporting in andere Mitgliedsstaaten ermöglicht werden, was eine effiziente Skalierung der Vertriebstätigkeiten gestattet. So wird Liechtenstein zum effizienten EU-Zugangspunkt, indem es eine rechtlich stabile und ansprechende Umgebung für den erfolgreichen Vertrieb von AMCs bietet.
 

Raphael Haldner
Raphael Haldner
Head of Fund and Capital Markets bei Bank Frick