«Institutionelle Anleger müssen sich verstärkt mit digitalen Vermögenswerten beschäftigen»
Bitcoin an der Börse handelbar machen: Auch für eine Branchengrösse wie den US-amerikanischen Asset-Manager VanEck wurde es ein unerwartet langwieriges Projekt – mit einem tollen Ergebnis. Denn mittlerweile ist der VanEck Vectors Bitcoin ETN erfolgreich an der Deutschen Börse gelistet.
Seit dem Launch des VanEck Vectors Bitcoin ETN Ende November 2020 wird Dominik Poiger ständig um Auskunft gebeten: Wie und wo kann mein Kunde das Produkt kaufen? Was genau ist Cold Storage? «Es ist eine Riesenchance, mit unseren Kunden über ein innovatives Produkt ins Gespräch zu kommen», sagt der Produktmanager von VanEck. «Die Resonanz seit dem Launch ist überwältigend.»
Seit über drei Jahren haben Poiger und seine kryptowährungsaffinen Kollegen auf diesen Moment hingearbeitet: «Seit Urzeiten versuchen wir in den USA, einen ETF auf Basis von Bitcoin aufzusetzen.» Der ursprüngliche Plan VanEcks scheiterte jedoch an der zögerlichen Haltung des Regulators in Sachen Bitcoin. «Bitcoin ist für viele Regulatoren immer noch ein kontroverses Asset», sagt Poiger. «Dabei hat sich die älteste Kryptowährung inzwischen etabliert und ist drauf und dran, das digitale Gold zu werden.»
Poiger rennt offene Türen ein
In Gabor Gurbacs, Direktor Digital Assets Strategy bei VanEck, findet Poiger den perfekten Mitstreiter, um den Plan in die Tat umzusetzen, Bitcoin europäischen Anlegern einfach zugänglich zu machen. Gurbacs, ein bekanntes Gesicht auf dem Gebiet der Kryptowährungen, ist 2017 längere Zeit im VanEck-Büro in Frankfurt, wo Poiger seinen Arbeitsplatz hat. «Als wir dabei waren, die rechtlichen Dokumente zu erstellen, kam die Frage auf: Wen engagieren wir als Custodian für unsere Bitcoins?»
Die Welt ist ein bekanntlich ein Dorf: Ein damaliger Kollege Poigers hat Beziehungen nach Liechtenstein. Er kennt Raphael Haldner, der bei Bank Frick als Head of Fund and Capital Markets arbeitet, und vermittelt den Kontakt. In Liechtenstein geht eine erste Anfrage ein, und Haldner betraut Julian Gretzinger mit der Sache. Der Teamleader Capital Markets bei Bank Frick erinnert sich: «Dass eine Branchengrösse wie VanEck bei uns anklopft, ehrte uns natürlich.»
Blockchaingesetz in Liechtenstein als Grundlage
Poiger erfährt, dass es auch Finanzmarktaufsichtsbehörden gibt, die durchaus ein offenes Ohr für Kryptoinnovationen haben. «Nachdem uns andere Regulatoren klargemacht hatten, kein auf Bitcoin basierendes Produkt zuzulassen, haben wir uns nach Ländern umgeschaut, die in dieser Hinsicht offener sind», sagt Poiger. Zum Beispiel die Schweiz: «Allerdings ist die Schweiz regulatorisch eigenständig – das Produkt wäre nicht in ganz Europa verfügbar gewesen.» Schliesslich fiel die Wahl auf das EWR-Land Liechtenstein, das als Standort nicht nur den Marktzugang nach Europa gewährleistet, sondern dank des sogenannten Blockchain-Gesetzes seit Anfang 2020 zudem als eines der ersten Länder weltweit die Grundlage geschaffen hat, um Bitcoin rechtlich solide einzuordnen.
Auf Herz und Nieren geprüft
Das Projekt gewinnt im Sommer 2020 Momentum, als VanEck mit der Due Diligence von Bank Frick beginnt. «Das Riskmanagement aus dem VanEck-Hauptquartier in den USA hat uns auf Herz und Nieren geprüft», sagt Gretzinger. Die Prüfer lassen kein Detail unbeachtet, wollen wissen, wie genau die hinterlegten Bitcoins verwahrt werden, wie die IT-Sicherheit auf spezifische Szenarien reagiert und auch wie das Kernbankensystem aufgebaut ist. Schliesslich geben die Prüfer grünes Licht.
Dass die Zentrale ihr «Go» gibt, ist auch der Tatsache geschuldet, dass die Bitcoins bei einer regulierten Vollbank in Europa verwahrt werden. Ein Sicherheitsargument, mit dem sich gerade bei anspruchsvollen Anlegern punkten lässt.
Von physischem zu digitalem Gold
Schliesslich hat VanEck einen Ruf zu verteidigen. Gründer und Namensgeber John van Eck legte 1955 den Grundstein für ein Unternehmen, das heute rund 65 Milliarden Dollar verwaltet, indem er einen der ersten internationalen Aktienfonds an die Börse brachte. Ebenso war van Eck der führende Kopf hinter dem ersten Goldaktienfonds in den USA, den er 1968 etablierte.
In den vergangenen 50 Jahren lässt das Unternehmen regelmässig mit innovativen Fondslösungen aufhorchen. «Daher passt es ins Bild, dass wir der erste namhafte Asset-Manager sind, der ein Produkt auf Bitcoin-Basis an die Börse bringt», sagt Poiger. Der unternehmerische Spirit des in zweiter Generation von Jan van Eck geführten Asset-Managers ermögliche den Mitarbeitenden, sich aktiv mit Themen auseinanderzusetzen, bei denen sich andere Branchengrössen zurückhalten.
Die Vorteile eines familiengeführten Unternehmens weiss auch Gretzinger zu schätzen: «Die familiengeführte Bank Frick ist im Vergleich zu anderen Banken extrem agil und intern darauf getrimmt, dem Kunden den Maximalnutzen zu bieten.» Massgeschneiderte Produkte wie der Bitcoin-ETN von VanEck liessen sich nicht am Reissbrett planen. «Wenn unvorhergesehene Probleme auftauchen, lösen wir diese so speditiv wie möglich. Wir haben einen sehr kundenzentrierten Ansatz.»
«Gemeinsam am Projekt gewachsen»
Gretzingers Gegenpart bei VanEck ist mit Blick auf die Zusammenarbeit mit Bank Frick voll des Lobes: «Solch eine persönliche Betreuung habe ich bisher noch nicht erlebt. So schnell wie meine E-Mail-Anfragen beantwortet worden sind, hatte ich manchmal das Gefühl, Julian kümmert sich nur um uns», sagt Poiger und lacht. «Ich glaube, dass unsere beiden Unternehmen an diesem Projekt gewachsen sind: Bank Frick hat gelernt, welche Anforderungen ein Asset-Manager wie wir erfüllt sehen will. Wir haben gelernt, wie wir uns aufstellen müssen, um im äusserst dynamischen Umfeld der digitalen Vermögenswerte erfolgreich sein zu können, und wie jemand mit der Expertise von Bank Frick uns dabei unterstützen kann.»
«Rennen nicht kurzfristigen Trends hinterher»
Für Poiger ist klar, dass nach dem Launch des Bitcoin-ETN in Zukunft weitere ähnliche Produkte folgen. «Wir sind als Unternehmen nicht darauf ausgerichtet, kurzfristigen Trends zu folgen.» Im Gegenteil, die Bedeutung von Bitcoin und anderen digitalen Vermögenswerten werde stark zunehmen. «Daher müssen sich auch institutionelle Anleger wie wir verstärkt damit beschäftigen.» Erst einmal gelte es aber, das aktuelle Projekt abzuschliessen. Denn ein wichtiges Detail fehlt noch: «Wegen Corona konnten wir den Launch unseres ETN noch nicht gemeinsam feiern. Das werden wir nachholen!»
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